Diesen Beitrag zu verfassen und den Gedanken freien Lauf zu lassen, könnte vom Moment her nicht passender sein: ICE 712 Destination Köln HBF. Startbahnhof Wiesbaden an einem für Januar recht milden Montagmorgen gen 6:15 an Gleis 9.
Abschied. Bis Freitag. Bepackt mit Erinnerungen vom Wochenende im Herzen nebst Kulturbeutel und Reise-Butterbrot. Abschied. Oh, du bittersüßes Wort. Ich sitze mit vielen Geschäftsreisenden in Wagen 17 und bin zuversichtlich, meinen Anschlusszug in Köln Richtung Ruhrgebiet zu erwischen.
Ich komme nicht umher, mich zu fragen, woher all diese Menschen kommen mögen und welches Ziel sie für den heutigen Tag ansteuern. Kehren sie wohl am Abend nach Hause zurück zu ihren Lieben? Meine Reiseintention ist weniger geschäftlich, ich reise der Liebe wegen- als Teilzeitkraft. Teile mir diese Tätigkeit mit meinem Partner. Kann man so sagen.
(Er bat mich, einmal meine Sicht der Dinge niederzuschreiben. OK, here we go.)
So verrückt unsere Liebesgeschichte begann, so kurios gestaltet sich seither auch unsere Historie, was das Abenteuer #distancelove betrifft. Wir meisterten länderübergreifend eine Distanz von 1555km zwischen Schweden und Deutschland pro Weg, düsten quer durch die schwedische Natur, um auch nur einen Tag und eine Nacht beieinander sein zu können, wurden zu Flugplanexperten und ließen kaum ein Verkehrsmittel aus, um diese wahrlich schmerzhafte Distanz zu überwinden. Irgendwann haben wir einmal die zurückgelegten Kilometer ausgerechnet und staunten nicht schlecht, was wir da gemeinsam „geschafft“ hatten: es waren mehr als 21.753km in knapp vier Monaten und jeder Kilometer war es (mir) wert, so viel sei gesagt.
Doch auch die nationale Distanz von knapp 235km pro Strecke gilt es, seit letztem Frühsommer zu meistern. Auch da sind wir durchaus erfinderisch: Deutsche Bahn, Mietwagen und der verflixte Flixbus, welcher nicht selten zum Namens- Paradoxon wurde: wir nahmen alles in Kauf. Nun gibt es unseren Dirk, einen soliden Volkswagen, den wir jeden Tag aufs Neue zu schätzen wissen und der so vieles einfacher macht, wenn nicht gerade Vollsperrungen und plötzliche Schneestürme hereinbrechen. Geräumig ist er auch, insbesondere für die kommenden Abenteuer, dennoch brannte ich zuvor für einen kleinen Franzosen. Allein die Vorstellung zweier Hightower in der kleinen Kiste... lassen wir das!
Zurück zu den wesentlich aufregenderen Erlebnissen: einmal brauchte ich für die Strecke Wiesbaden-Bochum via Flixbus-Direktverbindung acht (!) anstatt angepeilter vier Stunden, unser erstes Treffen begann panisch mit dem Verpassen des Anschlusszuges am Frankfurter Flughafen und ein tödlicher „Personenunfall“ auf dem Weg gen Bochum von Wiesbaden aus zählt gewiss zu den einschneidensten Erlebnissen, die man niemandem wünscht. Was noch aussteht: Fahrrad und Taxi. Beim Rad bin ich raus, da ich einmal im heimischen Stadtpark bei zu großer Hitze und zu wenig Wasser am Mann schlapp gemacht und ein nachhaltiges Trauma davon getragen habe, Taxi fände ich höchst amüsant und ist noch nicht ganz aus dem Gedankengut, wenn auch arg absurd!
Um das ganze noch zu toppen, sei anzumerken, dass sich die #distancelove noch einmal maßgeblich verändert, wenn man eine Familie gründet. Und das Abenteuer dürfen wir derzeit erleben und erwarten im Frühjahr unsere kleine Tochter, der wir irgendwann einmal unsere (Liebes-)geschichte aufs Auge drücken werden, dann aber unter der einen ausschlaggebenden Bedingung: auf dem heimischen Sofa des gemeinsamen Familiennests.