Supernova.

Letztes Jahr schrieb ich hier das 2018 groß wird. Groß, bedeutsam und alles verändernd.
So war und ist es auch. Ich bin Vater geworden. Allein diese vier Worte bedeuten alles für mich. Alles und noch viel mehr. Dieser Satz erfüllt mich mit Liebe, Stolz und Dankbarkeit.

Dann all diese „ersten Male“  2018.
Windeln wechseln, auf einem Metal Festival an einem veganen Food-Stand aushelfen, nach Schottland und Polen reisen, mit Hedi nach Mallorca fliegen, am Strand im Bulli übernachten, Interviews geben vor laufender Kamera oder Mario Götze fotografieren.
Wieder habe ich Playlisten gebastelt, viel und doch zu wenig fotografiert. Ich bin ins Ruhrgebiet gezogen, befinde mich immer noch in Elternzeit und finde es großartig.

Jetzt könnte/kann man natürlich sagen: „Wie, mehr ist bei dir 2018 nicht passiert??“
In meinen Augen ist das schon eine ganze Menge. Mein Leben stand und steht Kopf. Und das meine ich durchaus und nur positiv. Jeden Tag lerne ich neue Dinge. Über mich als Vater, Partner oder einfach nur Svensson. Was bleibt ist die Frage nach der Zukunft. Was wird 2019 zum Jahresende hier stehen? Ich hoffe neue „erste Male“, noch mehr Inspiration, Fotos, Musik, Reisen, Veränderung und noch viel viel mehr Familie und Abenteuer im Alltag.

Morning Glory.

Während der Fliesenleger den Fliesenspiegel in der Küche vollendet, lege ich die neue Nils Frahm Vinyl auf. Vom Kindergarten gegenüber höre ich spielende Kinder und der zweite Kaffee des Tages läuft durch den Filter. Es herrscht eine gewiss besondere Stimmung, so kurz vor Geburt in unserem gemeinsamen Nest.

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen, plötzlich ist Frühling und ich lebe mittlerweile im Ruhrgebiet. Sonntags muss ich nicht mehr zurück nach Wiesbaden, eine Tatsache die ich manchmal immer noch nicht ganz realisiert habe, während wir gemeinsam den Tatort schauen oder zum Einschlafen der neuen Folge von „Fest & Flauschig“ lauschen.

Bereits beim Tag des Einzugs fügten sich unsere Möbel und Habseligkeiten ganz wunderbar zu einem gemütlichen Zuhause zusammen. Nach und nach entstand und entsteht unser gemeinsamer, sicherer Hafen. In dem wir gemeinsam leben, lieben, lachen, kochen, auch mal weinen, kuscheln und uns bald auch als kleine Familie finden werden. Ich bin sehr dankbar für die helfenden Hände in den letzten Wochen. Sei es mein alter Nachbar, der mir beim Tragen von Dingen und Diversen geholfen hat. Die Transportfirma, die meine Plörren in einem Rutsch und ohne Probleme ins Ruhrgebiet transferiert hat. Oder all die lieben Menschen hier in Bochum die geholfen haben, Löcher zu bohren, Kartons aus der vierten Etage in mein Auto zu tragen oder einfach die neuen Nachbarn, die uns mit einem kleinen Blumengruß willkommen hießen.

Alles ist vertraut hier, ein sehr gutes Gefühl nach so kurzer Zeit. Die neuen Wege in der Wohnung, der Ort an dem die Kaffeefilter liegen, das Licht im Kinderzimmer. Das scheint dieses „Gefühl von ankommen“ zu sein, oder um ein Pop-Zitat zu bemühen: „Gekommen um zu bleiben“. Und so zählen wir die Tage/Stunden bis „Little H.“ bei uns einziehen wird. Da ist sie wieder diese seltsame, wohlige Mischung von Gefühlen, Kaffeeduft und dem Knistern von Vinyl, während die Nadel sich auf die zweite Seite der Platte senkt.

Jetzt heißt es warten und (vor)freuen auf „Little H.“

 Wie wird sich das anfühlen, hier zu Dritt? Wenn sich zum Knistern der Schallplatte die ersten Geräusche unserer Tochter gesellen? Werde ich überhaupt eine Platte auflegen wollen, zwischen Windeln wechseln, Kaffee zubereiten und Wäsche waschen?

Klar werde ich das! Denn diese Wohnung und wir als Paar und Team, wir werden das gemeinsam „bewältigen“. Wobei bewältigen sich so dramatisch anhört, soll es doch gar nicht. Sicherlich wird die nächste Zeit die größte Herausforderung vor der wir bisher standen, aber daran werden wir wachsen und diese einzigartige Zeit genießen. Mit frischem Kaffee und guter Musik natürlich. Aber viel wichtiger: Mit viel Liebe und Ruhe.

Also, „Little H.“ wir sind bereit, wenn du es bist.

Depth over distance.

Depth over distance every time, my dear.
And this tree of ours may grow tall in the woods.
— Ben Howard "Depth over distance"

Distanz, du olles Ding.

Ein Gastbeitrag und Manifest für die Liebe von mir, Lisbeth.


Diesen Beitrag zu verfassen und den Gedanken freien Lauf zu lassen, könnte vom Moment her nicht passender sein: ICE 712 Destination Köln HBF. Startbahnhof Wiesbaden an einem für Januar recht milden Montagmorgen gen 6:15 an Gleis 9.

Abschied. Bis Freitag. Bepackt mit Erinnerungen vom Wochenende im Herzen nebst Kulturbeutel und Reise-Butterbrot. Abschied. Oh, du bittersüßes Wort. Ich sitze mit vielen Geschäftsreisenden in Wagen 17 und bin zuversichtlich, meinen Anschlusszug in Köln Richtung Ruhrgebiet zu erwischen.

Ich komme nicht umher, mich zu fragen, woher all diese Menschen kommen mögen und welches Ziel sie für den heutigen Tag ansteuern. Kehren sie wohl am Abend nach Hause zurück zu ihren Lieben? Meine Reiseintention ist weniger geschäftlich, ich reise der Liebe wegen- als Teilzeitkraft. Teile mir diese Tätigkeit mit meinem Partner. Kann man so sagen.

(Er bat mich, einmal meine Sicht der Dinge niederzuschreiben. OK, here we go.)

So verrückt unsere Liebesgeschichte begann, so kurios gestaltet sich seither auch unsere Historie, was das Abenteuer #distancelove betrifft. Wir meisterten länderübergreifend eine Distanz von 1555km zwischen Schweden und Deutschland pro Weg, düsten quer durch die schwedische Natur, um auch nur einen Tag und eine Nacht beieinander sein zu können, wurden zu Flugplanexperten und ließen kaum ein Verkehrsmittel aus, um diese wahrlich schmerzhafte Distanz zu überwinden. Irgendwann haben wir einmal die zurückgelegten Kilometer ausgerechnet und staunten nicht schlecht, was wir da gemeinsam „geschafft“ hatten: es waren mehr als 21.753km in knapp vier Monaten und jeder Kilometer war es (mir) wert, so viel sei gesagt.

Doch auch die nationale Distanz von knapp 235km pro Strecke gilt es, seit letztem Frühsommer zu meistern. Auch da sind wir durchaus erfinderisch: Deutsche Bahn, Mietwagen und der verflixte Flixbus, welcher nicht selten zum Namens- Paradoxon wurde: wir nahmen alles in Kauf. Nun gibt es unseren Dirk, einen soliden Volkswagen, den wir jeden Tag aufs Neue zu schätzen wissen und der so vieles einfacher macht, wenn nicht gerade Vollsperrungen und plötzliche Schneestürme hereinbrechen. Geräumig ist er auch, insbesondere für die kommenden Abenteuer, dennoch brannte ich zuvor für einen kleinen Franzosen. Allein die Vorstellung zweier Hightower in der kleinen Kiste... lassen wir das!

Zurück zu den wesentlich aufregenderen Erlebnissen: einmal brauchte ich für die Strecke Wiesbaden-Bochum via Flixbus-Direktverbindung acht (!) anstatt angepeilter vier Stunden, unser erstes Treffen begann panisch mit dem Verpassen des Anschlusszuges am Frankfurter Flughafen und ein tödlicher „Personenunfall“ auf dem Weg gen Bochum von Wiesbaden aus zählt gewiss zu den einschneidensten Erlebnissen, die man niemandem wünscht. Was noch aussteht: Fahrrad und Taxi. Beim Rad bin ich raus, da ich einmal im heimischen Stadtpark bei zu großer Hitze und zu wenig Wasser am Mann schlapp gemacht und ein nachhaltiges Trauma davon getragen habe, Taxi fände ich höchst amüsant und ist noch nicht ganz aus dem Gedankengut, wenn auch arg absurd!

 

Um das ganze noch zu toppen, sei anzumerken, dass sich die #distancelove noch einmal maßgeblich verändert, wenn man eine Familie gründet. Und das Abenteuer dürfen wir derzeit erleben und erwarten im Frühjahr unsere kleine Tochter, der wir irgendwann einmal unsere (Liebes-)geschichte aufs Auge drücken werden, dann aber unter der einen ausschlaggebenden Bedingung: auf dem heimischen Sofa des gemeinsamen Familiennests.

Und darin besteht der für mich sehr wichtige Punkt: „Sei realistisch und plane ein Wunder“- getreu fokussieren wir uns auf kleine und große Etappenziele, zur zeit ist dies natürlich das gemeinsame Heim, in der wir uns als Paar, Eltern und kleine Familie finden und zusammen diesen einen Ort schaffen können, den unsere kleine Tochter einmal ihr „Elternhaus“ nennen wird. Gemeinsam – tillsammans, wie es so schön auf schwedisch heißt und wo so viel Bedeutung hinter steckt. Gemeinsame Zeit ist das kostbarste Gut bei der #distancelove, da geht es weniger um allwöchentliches Entertainment und Druck, alle ToDos und soziale Verpflichtungen gemeinsam am Wochenende „abzuarbeiten“. Da geht es um das Miteinander und um (begrenzte) Zeitfenster, die sich auch in Jogginghose auf dem Sofa bei Tiefkühlpizza gut anfühlen. Es braucht nicht viel. Und Zeit ist wahrlich ein Geschenk, was man jede Woche aufs Neue zu schätzen weiß.

Dennoch bedeutet Begrenzung auch immer Traurigkeit und Phasen, in denen einem die aufbauenden Worte des jeweils Anderen nur teilweise aufmuntern. Meister im Abschiednehmen möchte ich niemals nie werden, vielmehr im Willkommenheißen und Ankommen. Dennoch sind diese (traurigen)Phasen wichtig, sie machen stark und lassen einen noch näher zueinander finden, denn: The distance is only physical, baby.

Auf viele Abenteuer- tillsammans und an einem gemeinsamen Ort, unserem Zuhause.Ich bin sehr stolz auf dich und unendlich dankbar.

L.

 

 

We see things they´ll never see

Ich werde Vater.


Drei simple, aber hochemotionale Worte. Lange habe ich überlegt, wieder zu bloggen, Gedanken zu notieren, vielleicht auch mein Inneres nach außen zu kehren.

Hier sitze ich nun. Mit frischem Kaffee und Blick in den Innenhof.
Während Elbow und John Grant mein Wohnzimmer mit wundervollen Melodien füllen, wird mir mal wieder bewusst: „Ich werde Vater“. Die Sache ist, dass ich es kaum erwarten kann. Da musste ich 42 Jahre alt werden und diverse Beziehungen später, da treffe ich diese eine Frau und alles ist klar. Klar im Sinne von: Wir gehören zusammen, wir sind ein Team, egal wie kompliziert vielleicht die Lebensumstände gerade sein mögen. Gemeinsam schaffen wir das.

Wir haben wahrlich viel gemeinsam geschafft in den letzten Wochen und Monaten, all das scheint wie eine Vorbereitung auf das was da kommen mag. Auf das, was wir noch gar nicht einschätzen können. Auf dieses Wunder. Wir gründen eine Familie, übernehmen Verantwortung, sind füreinander da, in Zeiten von weltweiten Krisen und purem Einhorn-Overload im Einzelhandel.

Dazwischen versucht man das Leben zu organisieren, sucht nach einem bezahlbaren Gefährt, brüht Kaffee auf oder saugt nochmal durch die Wohnung.

Diese Zeilen sind für dich und für das wir bereits geschafft haben.
Diese Zeilen sind für uns und das wir und unsere Zukunft.

Ich werde Vater und verdammt (!) es fühlt sich großartig an.

PS: In Zukunft dann mehr Emotionales, Alltägliches, Fotografisches, irgendwas mit Käsekuchen, Musik, Leben